Klappentext
Am Ende eines sorglosen Sommertags findet Bénédicte ihre Mutter Aimée
in deren Atelier – sie hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Kurz
darauf zieht der Vater mit ihr und dem jüngeren Bruder Marcel in die
westfälische Provinz. Dort will er die Leitung einer Klinik übernehmen.
Fragen nach der Mutter beantwortet er ausweichend. Bénédicte und
Marcel leben in ihrer Phantasiewelt, erkunden die vielen Zimmer der
alten Villa und den verwunschenen Garten am Rande der Klinik. Und
Bénédicte trifft Philo, den elternlosen Liliputaner, der dort
aufgewachsen ist und diesen Ort, nach einer unglücklichen Liebe, niemals
mehr verlassen will. Als die Ferien vorüber sind findet sie in der
hochbegabten Susi Engel eine beste Freundin. Mit ihr ändert sich das
Leben von Grund auf. Susi kann zuhören wie sonst niemand, weiß alles
über Politik, die RAF und Sex und hat eine aufregende Theorie zu Aimées
Fernbleiben. Und dann ist da auch noch Misha, der geheimnisvolle Junge
mit dem Rennrad. Bénédicte spürt jetzt, dass sie ihr eigenes Glück
suchen muss. Ein herzenswarmer Familienroman und eine tief berührende
Coming-of-Age-Geschichte.
Zum Buch
Sommer 1976: die dreizehnjährige Bénédicte lebt mit ihren Eltern und dem
jüngeren Bruder Marcel in Hamburg. Ihre Familie ist anders. Boheme, wie
ihre Mutter Aimée es gerne bezeichnet, die als Künstlerin arbeitet und
unter schweren Depressionen leidet. Als Bic sie eines Tages im Haus
sucht und bei einem Selbstmordversuch findet, ist nichts mehr wie es
einst war. Dazu kommt, dass ihr Vater das Angebot erhält die Leitung
einer Klinik zu übernehmen und dies für die Kinder einen Umzug in die
westfälische Provinz bedeutet. Dort müssen sie nicht nur mit der neuen
Umgebung zurechtkommen, sondern auch mit der Frage nach dem Verbleib der
Mutter. Der Vater hüllt sich in Schweigen und reagiert ausweichend.
Aber wo steckt Aimée? Lebt sie überhaupt noch?
Erster Satz
Sommer 1976
Es war einer dieser besonderen Sommertage
Meine Meinung
Maria Regina Heinitz erzählt auf ruhige, unaufgeregte und einfühlsame
Art, wie fragil und zart das Glück ist. Dies tut sie anhand der
Erlebnisse der Ich-Erzählerin Bénédicte, Bic genannt, die diese
Erfahrung auf schrecklich Weise machen muss. Sie ist es, die ihre Mutter
nach einem Suizid-Versuch findet und sie ist es, die an den Folgen
leidet. Denn sie bleibt alleine mit all ihren Empfindungen,
Unsicherheiten und Sorgen, da ihr Vater sich nicht nur primär auf seine
Arbeit konzentriert, sondern ihr auch noch verbietet über das zu reden,
was sie doch so sehr belastet.
Für die heutige Zeit kaum vorstellbar, dass nach dem Suizidversuch der
Mutter keine psychologische Betreuung erfolgte. Ein junges Mädchen, die
den Verlust ihrer Mutter ganz allein verarbeiten muss, ein Vater der für
seinen Beruf lebt, doch für die Familie so gut wie keine Zeit und auch
kein Ohr hat, kühl, fast unnahbar so erscheint es einem.
Und immer wieder die Ungewissheit, wo ist Aimee? Wo ist die Mutter?
Die
Handlung spielt in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Das
Verhalten der Erwachsenen nicht einfach für ein junges Mädchen zu
verstehen. Einem Kind zu erklären, warum die Mama, die schon immer an
Depressionen litt, diesen so entscheidenden Schritt getan hatte, ist
eine sehr berührende Stelle im Buch.
Besonders gefallen hat mir, dass das Buch gespickt ist mit großartigen
Protagonisten. Allen voran natürlich Bic, die phantasievoll, empfindsam
und mit einem großen Familiensinn beschrieben wird. Aber auch ihre
Großmutter wusste mich zu überzeugen. Sie ist eine resolute Frau, die
auch mal Klartext redet, wenn sie es für nötig befindet. Nicht zu
vergessen auch Philo, dessen Lebensgeschichte mich sehr berührt hat.
Gerade von Philo hätte ich gerne noch viel mehr gelesen, weil er einer
der interessantesten Charaktere in dem Roman ist.
"Als der Sommer an Farbe verlor“ – wie passend der Titel! Man versteht ihn, wenn man den Hintergrund weiß.
Der
Debütroman von Maria Regina Heinitz ist ein außergewöhnliches Buch, mit
einem sehr speziellen Thema. Es berührt, aber regt auch zum Nachdenken
an, denn:. „Jeder Tag, jede Minute deines Lebens ist ein Stück Glück,
welches innerhalb von Sekunden brüchig werden kann“. Es ist keine
leichte Lektüre und auch kein Buch für zwischendurch
Autor: Maria Regina Heinitz
Titel: Als der Sommer eine Farbe verlor
Originaltitel: /
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 10.03.2014
Verlag: Bloomsbury Berlin
496 Seiten
ISBN: 978-3-8270-7699-1