Sonntag, 18. Dezember 2016

Alles ist Erleuchtet -Rezension-


Klappentext
Aus dem amerikanischen Englisch von Dirk van Gunsteren.

Ein junger Amerikaner reist durch die Ukraine. Lebt sie noch, die Frau, die seinem jüdischen Großvater während der Nazizeit das Leben gerettet hat? In einem klapprigen alten Auto macht er sich auf die Suche nach einer gespenstigen Vergangenheit. Zusammen mit einem alten Ukrainer und dessen Enkel Alex, der ein herrliches verballhorntes Englisch spricht. Ein wundersames Roadmovie, ein unwiederstehlich verspieltes Buch: herzerreißend, komisch und tieftraurig.
Zum Buch
 Den Roman "Alles ist erleuchtet" hat Jonathan Safran Foer aus drei Teilen komponiert: Dem skurrilen Reisebericht eines jungen Ukrainers, seinen Briefen an einen gleichaltrigen amerikanischen Schriftsteller und dessen surrealem Roman über das Leben in einem 1942 von den Deutschen vernichteten Schtetl und die Geschichte seiner Familie. Ein junger Amerikaner kommt in die Ukraine. Er heißt zufällig Jonathan Safran Foer. Im Gepäck hat er das vergilbte Foto einer Frau namens Augustine. Sie soll gegen Ende des 2. Weltkrieges seinen Großvater vor den Nazis gerettet haben. Jonathan will Augustine finden und Trachimbrod, den Ort, aus dem seine Familie stammt. Sein Reiseführer ist ein alter Ukrainer mit einem noch älteren klapprigen Auto, sein Dolmetscher dessen Enkel Alex, ein unglaubliches Großmaul und ein Genie im Verballhornen von Sprache. Foer erzählt die phantastische Geschichte eines jüdischen Schtetls, das Schicksal seiner Familie während des Holocaust und die Abenteuer eines jungen Amerikaners, der aufgebrochen ist, um die Vergangenheit zu suchen.
Erster Satz
Eine Ouvertüre zum Beginn einer sehr harten Reise.
Meine Meinung
Das Buch ist sehr verschachtelt aufgebaut. Auf der einen Seite liest man aus Alex‘ Sicht, einem Ukrainer, der nicht ganz perfektes Englisch beherrscht und dementsprechend schreibt. Seine Familie wird zunächst beschrieben, sowie sein Leben. Als Leser wird man an der Stelle ziemlich ins kalte Wasser geworfen, denn man weiß kaum, in welchem Zusammenhang diese Geschichte zu der, die auf dem Klappentext beschrieben wird, steht. Nach diesem Abschnitt wird es aber noch verwirrender, denn plötzlich findet man sich Ende des 18. Jahrhunderts in einem Schtetl wieder, in dem gerade ein seltsamer Unfall passiert ist. Der Verwirrung wird die Krone aufgesetzt, indem man einen Brief zu lesen bekommt – von Alex, allerdings nach Jonathan Safran Foers Aufenthalt in der Ukraine.
Einige Dinge mögen einem anfangs übertrieben vorkommen, doch in diesem Buch muss man nicht alles ernst nehmen. Humorvoll sei die einzige wahrheitliche Art, eine traurige Geschichte zu erzählen, heißt es einmal in diesem Buch. Es lässt sich darüber streiten, ob das nun stimmt oder nicht – doch effektvoll ist es auf jeden Fall. „Alles ist erleuchtet“ ist zu weiten Strecken auf diese Art geschrieben. Mit viel Sprachwitz, Humor und Mut zu Seltsamem hat Foer die Geschichte konstruiert. Hinter vielen Begebenheiten oder Worten versteckt sich ein tieferer Sinn, über den man als Leser gerne nachdenkt. Auf den 380 Seiten dieses Buchs wird man zu Trauer und Freude bewegt, zum Grübeln und Lachen gebracht. Dabei deckt der Roman so viele verschiedene Thematiken ab: Das Heranwachsen in einer unperfekten Welt, Liebe, Akzeptanz, Verarbeitung, Verdrängung, Toleranz, ... Die Geschichte nistet sich unwiderruflich in den Gedanken ein, weil sie mit dem Zuklappen des Buchs noch nicht zu Ende ist. 
Auf den ersten Seiten herrschte bei mir noch viel Verwirrung, aber irgendwann verband sich dann Alles zu einem einheitlichen Ganzen. Die Wahl, das Buch auf verschiedenen Ebenen aufzubauen, gefiel mir dann auch sehr gut, denn so wirkt es echter, als wären diese Begebenheiten tatsächlich geschehen. Beeindruckend ist auch, dass Foer die verschiedenen Teile glaubwürdig macht, in dem die Stile sich unterscheiden. Bei den Berichten aus der Vergangenheit ist der Stil sehr überlegt, bildhaft und mit zumeist schönen Worten und komplexen Gedankengängen. In den Abschnitten aus Alex‘ Sicht muss sich der Leser jedoch mit Grammatik- und Ausdrucksfehlern abfinden, doch auch diese Teile können sehr nachdenklich sein. In seinem Stil hält Foer den Charakter eines jeden Erzählers fest. 

Autor: Jonathan Safran Foer
Titel: Alles ist Erleuchtet
Originaltitel: Everything is Illuminated
Genre: Roman
Erscheinungsdatum:2003
380 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch
ISBN: 9783596510498

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